In Teil 1 und Teil 2 dieser kleinen Serie habe ich jeweils fünf Fragen meiner Kollegin zu Prüfungspräsentationen beantwortet. Kurz danach bereitete ich zwei Gruppen auf ihre mündlichen IHK-Prüfungen vor, bei denen das Thema nicht vorher bekannt ist. Dieser besonderen Situation ist dieser dritte Teil der Serie gewidmet.
Bei diesen mündlichen IHK-Prüfungen legt Ihnen der Prüfungsausschuss zwei Themen vor, aus denen Sie eines zur Vorbereitung für ein „situationsbezogenes Fachgespräch“ auswählen müssen. Für diese Vorbereitung haben Sie 20 Minuten (Ausbildungsprüfungen) bzw. 30 Minuten (Weiterbildungsprüfungen) Zeit. Danach erwartet der Prüfungsausschuss von Ihnen eine kurze (meist zehn Minuten) umfassende Präsentation der von Ihnen erarbeiteten Lösung.
Legen Sie z. B. eine Weiterbildungsprüfung der Industriemeister, der Aus- und Weiterbildungspädagogen oder der Berufspädagogen ab, dann steht Ihnen diese Prüfungssituation bevor. Die IHK stellt Ihnen dazu Präsentationsmedien wie Flipchart-Blätter, Metaplankarten und Stifte. Hier nun meine fünf Hinweise:
1. Keine Angst vor „unpassenden“ Themen
Genau hier liegen vermutlich Ihre größten Befürchtungen: Der Prüfungsausschuss präsentiert Ihnen zwei Themen, die Ihnen beide nicht „liegen“. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben, und überlegen Sie, zu welchem der beiden Themen Ihnen spontan am meisten einfällt. Oder lassen Sie Ihr Bauchgefühl entscheiden – das wird meistens in die Richtung des Themas gehen, zu dem Ihnen dann in den nachfolgenden 30 Minuten am meisten einfällt.
2. Achten Sie auf den Kern der Aufgabenstellung
30 Minuten werden Ihnen in der konkreten Prüfungssituation sehr kurz vorkommen, Sie müssen also konzentriert und dabei schnell arbeiten. Mein wichtigster Hinweis dazu: Lesen Sie zu Beginn der Vorbereitungszeit die Themenstellung nochmals langsam und gründlich durch. Markieren Sie sich wichtige Worte, um die Zielstellung der Aufgabe richtig zu erfassen. Damit legen Sie die Basis für Ihren Prüfungserfolg.
Erst wenn Sie sich sicher sind, dass Sie die Aufgabenstellung richtig verstanden haben, dann schreiben Sie Stichworte zur Lösung derselben auf einem Konzeptblatt auf. Die dürfen erst einmal durchaus unsortiert sein – Sortieren und Priorisieren ist nächste Schritt. Hilfreich kann dabei eine Mindmap sein oder ein sogenannter „Wortsprint“.
3. Weniger ist mehr
Für zehn Minuten Präsentation müssen Sie keinen Prosatext verfassen, auch nicht auf Flipchart-Blättern oder Metaplankarten. Ihre Zeit ist knapp, beschränken Sie sich auf die wichtigsten Punkte. Diese sollten Sie logisch sinnvoll strukturieren. Dann werden Ihnen während Ihrer Präsentation dazu genügend Inhalte einfallen, um die zehn Minuten zu füllen. Und Sie werden nicht vom Flipchart oder Ihren Karten ablesen.
Außerdem ist es dann einfacher, Ihre Inhalte zu visualisieren. Denn das ist die zweite Herausforderung dieser Prüfungssituation: Der Prüfungsausschuss möchte sich neben Ihren Fachkompetenzen auch von Ihren methodischen Kompetenzen im Umgang mit Präsentationsmedien überzeugen. Einige wichtige Hinweise dazu finden Sie in Teil 1 dieser Serie.
Sie haben Ihre Ideen und Lösungsansätze in Stichworten kategorisiert, strukturiert und priorisiert – idealerweise in der ersten Hälfte der Vorbereitungszeit. Jetzt hilft Ihnen die anschließende Visualisierung, Ihr Thema nochmals durchzugehen und Ihre Gedanken weiter darauf zu konzentrieren.
4. Visualisierungen einfach und schnell gestalten
Sollten Sie bereits viel Erfahrung mit Präsentationen haben, so werden Sie sicherlich sowohl Flipchart als auch Metaplankarten einsetzen. Falls Präsentationen nicht zu Ihren tagtäglichen Aufgaben gehören – es wird auch ausreichen, nur eines dieser Medien einzusetzen. Mit ganz einfachen Vorgehensweisen kommen Sie zu einer guten und eindrucksvollen Darstellung.
Davor steht bei Ihnen vielleicht eine kleine Hürde: Ihre Schrift auf Flipchart und Karten sollte gut lesbar sein. Eine gute Orientierung bietet da das typischerweise karierte Flipchart-Blatt: Ein Kleinbuchstabe sollte so hoch wie eine Zeile sein, Ober- und Unterlängen darüber hinausgehen. Auf einer Metaplankarte sollten Sie nicht mehr als zwei Zeilen schreiben. Üben Sie das am besten im Vorfeld Ihres Prüfungstermins, damit es Ihnen im Prüfungsstress leichter fällt. Unleserliche Texte hinterlassen einen negativen Eindruck.
Eine gut lesbare Schrift ist übrigens einfacher mit Stiften zu schreiben, die eine Keilspitze haben. Stifte, die eine Rundspitze haben, geben leider nur recht dünne Striche ab – und Sie tendieren damit schnell zu einer kleinen Schrift. Übertragen Sie Ihre zusammengestellten Stichworte auf Flipchart-Blatt oder Karten und setzen Sie dabei gezielt Farben ein. Ein farbiger Unterstrich oder ein Wechsel der Schriftfarbe kann eine Überschrift oder einen wichtigen Begriff hervorheben. Eine beschriftete Karte setzt schnell eine farblichen Akzent. Mehrere Karten können einen Farbcluster zusammenhängender Aussagen bilden.
Und denken Sie daran – auch hier ist weniger mehr. Die vier Grundfarben (schwarz, blau, grün, rot), die Sie typischerweise mit den Stiften bekommen, reichen vollkommen aus. Nutzen Sie Grün und Rot z. B. zur Gegenüberstellung von positiven und negativen Aspekten. So sind grüne Haken oder rote Kreuze schnell gesetzt und machen eine Zuordnung klar. Achten Sie beim Einsatz von Metaplankarten bitte auf einen guten Kontrast zwischen Stift- und Kartenfarbe. Schwarz ist am besten für Text auf farbigen Karten geeignet.
5. Medieneinsatz während der Kurzpräsentation
Zehn Minuten reden mit nur 30 Minuten Vorbereitungszeit? Das bekommen Sie hin, bestimmt. Ihre vorbereiteten Medien werden Ihnen dabei helfen.
In erster Linie sind diese Medien jetzt Ihr roter Faden für Ihre Kurzpräsentation. Ihre Stichworte, Ihre Zusammenstellung hilft Ihnen, beim Thema zu bleiben und nicht abzuschweifen. Und sollten Sie auf einmal nicht weiter wissen, dann hilft ein Blick auf die Stichworte, und Sie sind bei Ihrem nächsten Argument.
Außerdem können Sie die o. a. grünen Haken oder roten Kreuze auch erst während Ihrer Präsentation auf Ihrem Flipchart-Blatt ergänzen. Oder vorbereitete Karten nach und nach an die Pinnwand heften. Oder ein Stichwort, eine Zahl Ihren Texten hinzufügen. Und da Sie die Regel einhalten, immer nur zum Publikum zu sprechen (und nicht zur Wand), kommen so immer wieder einige Sekunden zusammen, in denen Sie nicht reden. Das summiert sich. Außerdem nutzen Sie diese Minipausen, um sich auf die weitere Vorgehensweise zu konzentrieren. Oder um einfach mal kurz innezuhalten und tief Luft zu holen.
Auch wenn ich mich jetzt wiederhole: Bitte denken Sie daran, dass die Visualisierung Ihre Inhalte nur unterstützt – sie ist nicht das Hauptelement Ihrer Präsentation. Das sind Sie. In diesem Sinne: Viel Erfolg mit Ihrer Prüfungspräsentation!
Die anderen Teile dieser Miniserie finden Sie hier:
5 wichtige Punkte (nicht nur) für Prüfungspräsentationen (Teil 1)
5 wichtige Punkte (nicht nur) für Prüfungspräsentationen (Teil 2)