6 Tipps für Ihre schriftliche IHK-Prüfung

Sie stehen kurz vor Ihrer schriftlichen IHK-Prüfung zum Fachwirt, Meister oder einem ähnlichen IHK-Abschluss? Dann finden Sie hier wertvolle Tipps für die Bearbeitung der IHK-Aufgaben.

Schriftliche IHK-Prüfungen dauern zwischen 60 und 300 Minuten, je nach angestrebtem Abschluss und zugrundeliegender Fortbildungsverordnung. Meist haben Sie zwischen 4 bis zu 12 Aufgaben in dieser Zeit zu bearbeiten, die Anzahl variiert je nach Prüfung und Dauer.

1. Erstellen Sie sich bereits vorab einen Zeitplan

Egal, wie lang die Prüfungsdauer ist – sie besteht nicht nur aus Schreibzeit. Denn Sie müssen die Aufgaben lesen, verstehen, überlegen, welche Lösung Sie verwenden wollen und dann diese Lösung niederschreiben. D. h., dass Sie im Schnitt ca. 50 – 70 % der Zeit mit Schreiben verbringen werden.

Die Zeitplanung ist relativ einfach: Die maximale Punktzahl je schriftlicher Prüfung beträgt 100 Punkte. Teilen Sie die für die schriftliche Prüfung angesetzte Zeit durch 100, dann wissen Sie, wie viel Zeit Sie je Bewertungspunkt haben.

Beispiel: Bei einer schriftlichen Prüfung von 90 Minuten haben Sie 0,9 Minuten je Punkt, bei einer Prüfungsdauer von 150 Minuten sind es 1,5 Minuten je Punkt.

D. h. auch, dass Sie umrechnen können, wie viel Zeit Sie insgesamt je Aufgabe aufwenden sollten: 9 Minuten für eine 10-Punkt-Aufgabe bei einer 90-minütigen Prüfung, 15 Minuten für eine solche Aufgabe bei einer 150-minütigen Prüfung, 24 Minuten bei einer 240-minütigen Prüfung usw. Von diesem Zeitkonto gehen fast 50 % (siehe oben) für die Phasen Lesen, Verstehen und Überlegen ab, erst dann beginnen Sie zu schreiben.

Daher können Sie auch einen festen Zeitrahmen für diese Phasen vorsehen, bevor Sie mit dem Schreiben Ihrer Lösungen beginnen.

Beispiel: Als ich meine schriftlichen Prüfungen zur Geprüften Berufspädagogin geschrieben habe, habe ich von den vorgesehenen 150 Minuten 30 Minuten zum Lesen, Verstehen der Ausgangssituation und aller Aufgaben sowie zum Überlegen möglicher Lösungen genutzt, dann 100 Minuten zum Schreiben der Antworten und die restlichen 20 Minuten als Puffer bzw. zum nochmaligen Durchlesen meiner Lösungen.

Wie Ihr individueller Zeitplan aussieht, das können Sie am besten feststellen, indem Sie alte Prüfungen innerhalb der vorgesehenen Prüfungszeit übungsweise bearbeiten.

2. Lesen Sie die Ausgangssituation für alle Aufgaben

Die meisten schriftlichen IHK-Prüfungen verfügen über eine sogenannte Ausgangssituation, in manchen Prüfungen auch „Betriebliche Situationsbeschreibung“ genannt, für alle Aufgaben der schriftlichen Prüfung. Sie finden die Ausgangssituation am Ende des Aufgabenheftes auf einem heraus trennbaren Blatt.

Trennen Sie das Blatt aus dem Aufgabenheft und nehmen Sie sich die Zeit, in Ruhe diese Ausgangssituation durchzulesen. Manche Ausgangssituationen sind sehr kurz gefasst, andere umfassen eine DIN-A4-Seite und mehr. Ggf. sind noch zusätzliche Anlagen zu beachten.

Für die Dauer der schriftlichen Prüfung agieren Sie als die darin angegebene Person in dem beschriebenen Unternehmenskontext. D. h., Sie müssen gewissermaßen in diese Situation „eintauchen“ und als Mitarbeiter:in für das dargestellte Unternehmen agieren.

Markieren Sie erste Informationen, die Ihnen wichtig erscheinen.

3. Lesen Sie sich alle Aufgaben durch, bevor Sie mit der Beantwortung starten

Auch wenn die Prüfungsdauer nur 60 bis 90 Minuten beträgt: Lesen Sie sich bitte erst alle Aufgaben durch. Nur so bemerken Sie, welche Aufgabenstellungen Ihnen leicht fallen werden und bei welchen Sie sich nicht sicher sind. Auch können Sie mit dieser Vorgehensweise feststellen, ob Aufgaben aufeinander aufbauen.

Markieren Sie in den Aufgaben Textteile, die Ihnen auffallen und die schon auf den ersten Blick wichtig für die Lösung sind. Machen Sie sich auf dem ausgeteilten Konzeptpapier zu jeder Aufgabe erste Notizen, die Ihnen sofort zur Lösung einfallen. Das Konzeptpapier wird nicht bewertet.

Reservieren Sie sich für dieses erste Durchlesen ein festes Zeitkontingent (siehe Punkt 1).

4. Vermeiden Sie den „Prüfungstunnel“

Sie fragen sich, was ich damit meine? Ganz einfach: Sie gelangen in den sogenannten „Prüfungstunnel“, wenn Sie beim Lesen einer Aufgabe an einem Begriff hängen bleiben und dann Ihre Antwort hauptsächlich an diesem Begriff ausrichten. Meist erwischen Sie dabei einen Begriff, der entweder nur am Rande oder gar nichts mit der eigentlich gewünschten Lösung zu tun hat.

Wie können Sie das vermeiden? Lesen Sie die Aufgaben statt von oben nach unten von unten nach oben.

Bestandteile von IHK-Prüfungsaufgaben und Vorgehensweise

Jede Aufgabe besteht aus einem Aufgabentext bzw. der Aufgabensituation sowie der Aufgabenstellung. Die Aufgabenstellung ist seit ein paar Jahren immer in fett gedruckt.

Sie stellt die sogenannte „Handlungsaufforderung“ dar, d. h. gibt an, was von Ihnen als Antwort gefordert ist. Daher sollten Sie den fett gedruckten Text zuerst lesen.

Danach lesen Sie den Aufgabentext, denn hier finden Sie Vorgaben und Informationen, die Sie für die Erstellung der Lösung benötigen. Da die Ausgangssituation für alle Aufgaben Gültigkeit hat, finden Sie im Aufgabentext die Konkretisierung der Rahmenbedingungen der Ausgangssituation für die Aufgabenstellung.

Es ist immer sinnvoll, dass Sie sich zu diesen beiden Punkten auch in der Ausgangssituation vergewissern, welche der dort beschriebenen Rahmenbedingungen Einfluss auf die Handlungsaufforderung der jeweiligen Aufgabe haben können. Manchmal findet man dort auch Lösungshinweise ;).

5. Passen Sie den Umfang der Antwort an die Handlungsaufforderung an

Mit diesem Punkte sind die Verben in der Handlungsaufforderung gemeint. Denn diese geben Ihnen Auskunft über die Art der Antwort, die erwartet wird.

Folgende Gruppen von Verben sollten Sie unterscheiden:

  • Antwort in (nachvollziehbaren) Stichworten erforderlich: nennen, angeben, auflisten, etc.
  • Antwort in ganzen Sätzen erforderlich: beschreiben, erläutern, definieren, darlegen, begründen, erklären, entwickeln, etc.
  • Antwort entweder als Zeichnung oder als Text erforderlich: skizzieren, darstellen (Bitte unbedingt auf die Aufgabenstellung achten!).

Antworten Sie also nicht in ganzen Sätzen, wenn nur Stichworte erforderlich sind, und nicht in Stichworten, wenn ganze Sätze gefordert sind. Insbesondere, wenn Sie Ihre Vorgehensweise begründen müssen, sind ganze Sätze unabdingbar. Mit Stichworten können Sie keine Argumentationen darstellen.

Achten Sie darauf, dass der Umfang Ihrer Ausführungen zu Ihrem o. a. Zeitplan passt. Es bringt Ihnen max. 3 Punkte, wenn Sie für eine 3-Punkt-Aufgabe statt 3 Stichworten 3 Seiten Fließtext schreiben und Ihren Zeitplan massiv überziehen, aber nur 2 von 15 Punkten einer 15-Punkte-Aufgabe, wenn Sie statt entsprechender Ausführungen nur das Wort „Ja“ hinschreiben (und dies ggf. die richtige Antwort auf die zentrale Frage der Aufgabenstellung ist).

Schreiben Sie bitte in Auflistungen nur die geforderte Anzahl an Aufzählungspunkten, z. B. 4 Angaben, wenn 4 gefordert sind. Wenn Sie stattdessen eine Aufzählung mit 5 oder mehr Angaben erstellen, dann werden die Inhalte ab dem 5. Aufzählungspunkt nicht mehr bewertet.

Und denken Sie daran: Prüfer können nur bewerten, was Sie niedergeschrieben haben. Sie können nicht in Ihren Kopf schauen, was Sie evtl. mit einem einzelnen Stichwort oder einem Halbsatz gemeint haben, die auf verschiedene Arten interpretiert werden können.

Beispiel: Stichwort „Flexibilität“ im Zusammenhang mit Anforderungen an Mitarbeiter. Wir unterscheiden hier drei Arten der Flexibilität (örtlich, zeitlich, fachlich), welche ist gemeint?

6. Schreiben Sie leserlich und machen Sie Ihre Antworten auffindbar

6.1 Schreiben Sie leserlich

Diese Aufforderung mag selbstverständlich sein, ist aber in Zeiten der digitalen Erfassung von Texten immer schwieriger zu erfüllen. Wir alle sind es nicht mehr gewohnt, lange, handschriftliche Texte zu erstellen. Handschriftliche Texte, die nicht leserlich sind, können nicht bewertet werden.

Übrigens – Fehler in Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung haben in den schriftlichen Arbeiten keinen Einfluss auf die Bewertung. Es sei denn, dass dadurch Inhalte unverständlich werden.

Üben Sie bereits vorab im Rahmen von Prüfungssimulationen, wie Sie mit Ihrem vorhandenen Schreibmaterial zurechtkommen. Ggf. lohnt es sich, wenn Sie sich in einem Schreibfachgeschäft beraten lassen, mit welchem Stift Sie am besten lange Schreibstrecken bewältigen können.

6.2 Gönnen Sie Ihren Antworten je Aufgabe eine neue Seite

Für Ihre Lösungen erhalten Sie von der IHK ein Lösungsheft sowie lose Blätter für Ihre Notizen. Das Lösungsheft hat typischerweise 16 Seiten, die in den meisten Fällen für alle Antworten ausreichen. Sollte das nicht der Fall sein, dann können Sie die losen Blätter nutzen und als Lösung markieren.

Beschriften Sie den Kopf jeder Seite mit der Nummer der Aufgabe, die Sie auf dieser Seite beantworten. Haben Sie eine Aufgabe beendet, so beginnen Sie die Antwort für die nächste Aufgabe auf einer neuen Seite. So bleibt Ihnen ggf. noch Platz, falls Sie später – z. B. bei der finalen Durchsicht – etwas ergänzen wollen.

Sie müssen die Aufgaben nicht von Anfang bis Ende in der Reihenfolge der Aufgaben beantworten. Starten Sie mit den Aufgaben, die Ihnen leicht fallen, und stellen Sie die Aufgabe, die für Sie am schwierigsten ist, hinten an. So sichern Sie sich wertvolle Punkte und gewinnen Zeit für die schwierigen Aufgaben.

Sollten Aufgaben aufeinander aufbauen, dann beantworten Sie diese Aufgaben in der vorgesehenen Reihenfolge.

6.3 Markieren Sie auch für Teilaufgaben eindeutig, welche Antwort zu welcher Aufgabe gehört

Ist die zu bearbeitende Aufgabe in mehrere Teilaufgaben (a), b), c), etc.) unterteilt, dann müssen Sie nicht pro Teilaufgabe eine neue Seite nutzen. Stellen Sie dann bitte innerhalb der Seite(n) durch Angabe des entsprechenden Buchstabens eindeutig klar, welche Antwort zu welcher Teilaufgabe gehört. Fehlt die Angabe zu einer Teilaufgabe, dann gilt diese als nicht beantwortet.

Fassen Sie die Antworten zu zwei Teilaufgaben bitte nicht in einer gemeinsamen Antwort zusammen (z. B. „a)+b)“). Jeder Teilaufgabe sind Bewertungspunkte zugeordnet, diese müssen für die entsprechende Teilaufgabe vergeben werden und können von den Prüfern nicht zusammengefasst werden. Schlimmstenfalls verlieren Sie so die Punkte für beide Teilaufgaben.

 

Eines hätte ich jetzt fast vergessen: Neben den erlaubten Hilfsmitteln dürfen Sie sich etwas zu essen und zu trinken in die Prüfung mitnehmen. Allerdings sollten Sie laut knisternde Verpackungen vermeiden, damit Sie die anderen Prüfungsteilnehmenden nicht stören, wenn Sie zwischendurch eine kleine Pause machen ;).

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihre schriftliche IHK-Prüfung!

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