KI-Tools für IHK-Projektarbeiten nutzen – ist das erlaubt?

Sommer, Sonne, Strand? Vermutlich nicht, wenn Sie gerade Ihre IHK-Projektarbeit schreiben und innerhalb der kommenden 30 Tage abgeben müssen.

Sie wollen die Zeit besser nutzen und zwischendurch die Sonne genießen? Also einfach mal ChatGPT (oder ein anderes KI-Tool) fragen und den Text in die Projektarbeit übernehmen? Das spart viel Zeit. Aber – ist es überhaupt erlaubt?

Wie immer in solchen Fällen würde ein Rechtsanwalt jetzt sagen: „Es kommt darauf an.“ Nämlich auf die Regelungen der prüfenden Kammer.

IHK verbietet KI-Tools

Wenn Ihre prüfende Kammer in den Hinweisen zu Ihrer Projektarbeit die Nutzung von KI-Tools verbietet, dann dürfen Sie diese nicht nutzen.

Die Formulierung zum Verbot findet sich meist in der Eigenständigkeits-Erklärung, die Sie für Ihre Projektarbeit abzugeben haben. Die Formulierung kann z. B. wie folgt lauten:

„Darüber hinaus erkläre ich, dass ich bei der vorliegenden Projektarbeit keine KI-gestützten Schreibwerkzeuge genutzt habe.“

Wie immer bei Verboten, sind diese rechtlich nur haltbar, wenn die Einhaltung überprüft wird. Viele Kammern nutzen bereits seit Jahren Software zur Plagiatsprüfung. Diese sind allerdings nach aktuellem Technikstand (08/2025) nicht in der Lage, KI-generierte Texte eindeutig zu erkennen – ebensowenig wie Tools zur KI-Prüfung. Plagiatssoftware kann erkennen, ob Stellen aus Literaturquellen verwendet worden sind, die Sie nicht als Zitate markiert haben.

Und genau das kann Ihnen passieren, wenn Sie trotz Verbot KI-generierte Texte einsetzen. Denn es kann durchaus sein, dass das von Ihnen verwendete KI-Tool eine Passage aus einer entsprechenden Quelle in den generierten Text einbaut, ohne dass auf die Quelle hingewiesen wird.

IHK macht keine Angaben zur KI-Nutzung

Sie finden im Leitfaden Ihrer IHK keine Angaben zur KI-Nutzung? Dann ist die Nutzung von KI-Tools erlaubt, denn es wurde kein Verbot ausgesprochen. Das entspricht einer „Duldung“ des Einsatzes.

Doch wie stellen Sie sicher, dass man Ihnen nicht einen Täuschungsversuch vorwirft?

Schauen Sie sich bitte die Eigenständigkeits-Erklärung Ihrer Kammer genau an. Dort finden Sie im Text meist zwei sehr wichtige Hinweise.

1. Verwendung von Hilfsmitteln

KI-Tools werden als Hilfsmittel eingeordnet. Wenn Sie also in der für Ihre Projektarbeit vorgeschriebenen Eigenständigkeits-Erklärung den folgenden oder einen ähnlichen Hinweis finden, dann müssen Sie Ihren Einsatz von KI-Tools entsprechend dokumentieren:

„Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit […] selbstständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe.“

Zur Dokumentation eignet sich eine Hilfsmittelliste, die tabellarisch aufgebaut ist und z. B. folgende Spalten enthält:

  • Verwendetes KI-Tool (Name und Version)
  • Art der Verwendung (Kurzbeschreibung, z. B. Recherche, Brainstorming, Texterstellung, Textkürzung)
  • Betroffene Stellen/Abschnitte innerhalb der Projektarbeit inkl. Seitenangabe
  • Dokumentation (z. B. verwendete Prompts, Links zu erstellten Texten/Bildern)

2. Verwendung von KI-generierten Texten

Wenn Sie KI-generierte Texte entweder 1:1 oder leicht umformuliert in Ihre Projektarbeit übernehmen, dann greift ebenfalls ein Hinweis aus der Eigenständigkeits-Erklärung, der vermutlich ähnlich diesem Beispiel formuliert ist:

„Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten und nicht veröffentlichten Schriften entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht.“

D. h. konkret, dass Sie die übernommenen, KI-generierten Texte als Zitate kenntlich machen müssen. Dazu prüfen Sie bitte die Angaben des Leitfadens zu Ihrer Projektarbeit, wie direkte und indirekte Zitate gekennzeichnet werden sollen und verfahren entsprechend.

Problematisch ist allerdings die Quellenangabe, denn KI-Tools sind keine Urheber im rechtlichen Sinn wie die Autoren der wissenschaftlichen Literatur, die Sie für Ihre Projektarbeit einsetzen. D. h., Sie sollten die generierten KI-Texte, aus denen Sie einzelne Passagen direkt oder indirekt übernehmen, auch nicht in der Literaturliste aufführen. Dafür ist die oben beschriebene Hilfsmittelliste geeignet.

Trotzdem müssen Sie in diesem Fall diese Zitate mindestens auf der entsprechenden Seite Ihrer Projektarbeit in der Fußnote dokumentieren. Und zwar am besten über einen sogenannten Kurzbeleg, der einen eindeutigen Rückschluss auf das bzw. die verwendete(n) KI-Tool(s) und die Art der Generierung der Inhalte (z. B. Kurzfassung des verwendeten Prompts) unter Angabe des Entstehungsdatums zulässt.

IHK führt Hinweise zur KI-Nutzung im Leitfaden auf

Wenn Ihre prüfende Kammer im Leitfaden zur Projektarbeit konkrete Vorgaben zur Dokumentation der Nutzung von KI-Tools macht, dann ist die Nutzung erlaubt. Berücksichtigen Sie die Vorgaben zur Dokumentation entsprechend. Wenn Sie dies missachten, kann dies zu Abzügen in der Bewertung führen.

Derzeit sind mir nur zwei IHKs bekannt, die für die Prüfungen der Aus- und Weiterbildungspädagogen sowie Berufspädagogen entsprechende Vorgaben für den Einsatz von KI-Tools in ihre Leitfäden aufgenommen haben. Vermutlich werden andere Kammern – auch für die anderen vier Fortbildungsprüfungen mit Projektarbeiten (Betriebswirt, Controller, Medienfachwirt, Technischer Betriebswirt) – in Kürze nachziehen und aktualisierte Leitfäden herausgeben.

KI-Tools sind keine Ghostwriter!

Wenn also die Nutzung von KI-Tools möglich ist – kann ich dann nicht die gesamte Projektarbeit von der KI schreiben lassen?

Ja, das könnten Sie. Aber – erstens sind die KI-Tools nicht perfekt und „halluzinieren“ oft (Einbindung von Falschinformationen) und zweitens ist es IHR Projekt, mit dem Sie die Prüfung bestreiten. Eine KI wird Ihre persönliche Beteiligung, Ihren persönlichen Anteil und v. a. Ihren persönlichen Stil erfahrungsgemäß nicht so darstellen können, dass man Sie als Autor darin eindeutig erkennt.

Aus meiner Erfahrung mit vielen Prompts und Abfragen rate ich Ihnen, KI-Tools im Rahmen von Projektarbeiten v. a. gezielt zur Recherche und zum Brainstorming einzusetzen. Überprüfen Sie alle fachlichen Angaben auf Korrektheit und Plausibilität und formulieren Sie dann selbst Ihren Text. Gerade die Recherchemöglichkeiten (z. B. via Deep-Research-Funktion) bieten erhebliche Zeitersparnis. Wie Sie diese Funktionen für Ihre Projektarbeit erfolgreich einsetzen können, erfahren Sie z. B. in meinem Webinar „IHK-Projektarbeit mit KI meistern“.

Und denken Sie daran: In der abschließenden Präsentation und dem anschließenden Fachgespräch müssen Sie in der Lage sein, alle Entscheidungen und Details Ihrer Projektarbeit den Prüfern mündlich überzeugend darzustellen, zu erläutern und zu begründen – ohne KI.

Das klappt am besten, wenn Sie den Text selbst geschrieben haben .

Bildquelle: Generative KI – erstellt mit Adobe Firefly