Wie sichere ich Ausbildungsqualität?

Am 18.04.2012 fand in der IHK Berlin der inzwischen 12. IT-Jour Fixe statt. Hier treffen sich jedes Jahr die Unternehmen der IT Branche für aktuelle Informationen zur Ausbildung in den IT-Berufen. Der diesjährige Termin stand unter dem Motto „Qualitätsmanagement in der Ausbildung“.

Investition in die berufliche Zukunft - IHK Berlin Frau Rica Kolbe, zuständige Teamkoordinatorin, informierte zum Start über die Angebotspalette der IHK Berlin in Sachen Ausbildung. Diese ist jetzt bereits so umfangreich, dass man ein Postkartenheft zum Thema „Investition in die berufliche Zukunft“ zusammengestellt hat. In diesem finden sich insgesamt 18 Karten zur Anforderungen der Leistungen rund um Girl’s Day, Tag der Technik, Tage der Berufsausbildung, Lehrstellen-Börse, Einstiegsqualifizierung, Berufliches Lernen in Europa und vieles mehr.

Zum inzwischen dritten Mal durfte ich auf dieser Veranstaltung als Referentin einen Kurzvortrag halten. Meine Präsentation erfolgte zu dem Thema „Qualitätsmanagement in der Ausbildung“. Schwerpunkt meiner Ausführungen waren die Sicherung der Qualität in der Ausbildungsplanung sowie bei den Mitwirkenden an der Ausbildung, den Ausbildern und Ausbildungsbeauftragten.

Einen Ausbildungsverlauf zu planen bedeutet mehr, als nur den Rahmenplan aus der Ausbildungsordnung abzuschreiben. Jedes Unternehmen sollte sich die Frage stellen, welche qualitativen Ziele es mit der Ausbildung verfolgt. Wollen Sie Nachwuchs für die Zukunft aufbauen? Haben Sie mittel- und langfristig Veränderungen vor, für die Sie neue Qualifikationen benötigen?

Es macht darüber hinaus Sinn, sich mit der Berufsschule abzustimmen, so dass theoretische und praktische Vermittlung einigermaßen zeitgleich erfolgen können. Und nicht zuletzt steht auch der Auszubildende im Fokus: Welchen Schulabschluss bringt er/sie mit? Welche Stärken, welche Schwächen nehmen Einfluss auf die Planung?

Für die Ausbilder, die bereits ihre AEVO-Prüfung erfolgreich abgelegt haben, heißt das, sich ebenfalls stets fortzubilden. Welche Angebote machen Sie als ausbildendes Unternehmen für Ihre Ausbilder? Der Kurs für die Vorbereitung auf die AEVO-Prüfung wird nicht ausreichen – er dient der Prüfungsvorbereitung und kann für die tagtägliche Ausbildungsarbeit nur Grundlagen legen.

Viele Ausbildungsaufgaben übertragen Sie Ihren Ausbildungsbeauftragten, die wie Ihre Ausbilder fachlich versiert sind. Sie benötigen nach offiziellen Vorgaben keine AEVO-Prüfung. Aber sie benötigen ebenfalls eine methodisch-didaktische Weiterbildung, ebenso wie Unterstützung in Kommunikationsverhalten, Konfliktmanagement und anderen Themen, die im tagtäglichen Ausbildungsablauf auftreten. Hier kann z. B. die IHK mit darauf abgestimmten Schulungen helfen. Die Bundesagentur für Arbeit stellt für schwierige Situationen ausbildungsbegleitende Hilfen zur Verfügung.

 

 

Nach mir berichtete Herr Hamann von der ZPA Nord-West (Zentralstelle für Prüfungsaufgaben in Köln) über die Vorgehensweise bei der Erstellung von Prüfungsaufgaben für die Abschlussprüfungen der IT-Berufe. Die Aufgaben sind auf Arbeitsgruppen der insgesamt 30 Mitglieder des Fachausschusses verteilt, dazu erfolgt ein fachliches Lektorat durch zwei IHKs. Bei diesem fachlichen Lektorat ist immer ein Vertreter des Fachausschusses dabei, um evtl. nicht nachvollziehbare Vorgehensweisen zu erläutern. Die wohl schwierigste Aufgabe des Fachausschusses ist es, neben der Handlungsorientierung der Aufgaben sicherzustellen, dass diese ebenfalls den Anforderungen von Objektivität, Validität, Reliabilität, intertemporaler Vergleichbarkeit und Ökonomie entsprechen.

Ablaufdarstellung zur Erstellung von PrüfungsaufgabenAlle Aufgabenstellungen werden in einem dreistufigen Verfahren im Anschluss an die Abschlussprüfung nochmals überprüft: Prüfungskandidaten und Prüfer können sich direkt im Anschluss an den Prüfungstermin mit ihrer Meinung zu den Aufgaben melden, die fachliche Reaktion der Prüfer aus den Korrekturen wird berücksichtigt und im Anschluss daran werden die Prüfungsergebnisse für eine Überprüfung herangezogen. Insgesamt ein umfangreiches Verfahren zur Qualitätssicherung für zukünftige Prüfungsaufgaben.

In einem sehr interessanten Vortrag stellte dann Herr Eiffert die Vorgehensweise der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zur Prüfungsvorbereitung vor. Die Azubis in seinem Hause werden spätestens nach dem zweiten bzw. dritten Berufsschulblock regelmäßig auf die dort vermittelten Inhalte angesprochen und so eine Verbindung zwischen Theorie und Praxis hergestellt. In der direkten Prüfungsvorbereitung werden alte Prüfungsaufgaben bearbeitet. Hat ein Auszubildender mehr als 25% der Aufgaben falsch, so werden die Ergebnisse in Kleingruppen besprochen und mögliche Fehlerquellen erarbeitet.

Herr Eiffert wies darauf hin, dass es immens wichtig ist, vorbereitend auf die Abschlussprüfung die Auszubildenden mindestens ein bis zwei kleine, eigenständige Projekte durchführen zu lassen. Dies geschieht bei der BVG unter Beachtung der Phasen Planung, Durchführung und Kontrolle und beinhaltet auch Dokumentation und Präsentation der Ergebnisse. Nur diese durch einen Ausbilder bzw. Projektverantwortlichen begleitete, praktische Vorbereitung führt zu guten Prüfungsergebnissen. Es bedeutet viel Aufwand und eine zusätzliche Belastung für den Ausbilder, ist aber eine Investition, die sich für das Unternehmen und die Zukunft der angehenden Fachkraft auszahlt.

Leider musste ich die Veranstaltung aufgrund eines Anschlusstermines verlassen und konnte den Beitrag von Herrn Schmachtel (IHK Berlin) und Frau Kirchner (RM IT Professional Ressources GmbH) zum Thema „Die Suche nach dem perfekten Azubi“ nicht mehr verfolgen.