Dieses ist der zweite Blogbeitrag zu dem Termin zu aktivierenden Methoden, an dem ich vor kurzem teilgenommen habe. Die vorgestellten Methoden waren zahlreich und interessant, aber nicht jede funktionierte auf der ausgewählten Plattform.
Dieser Workshop hat mir nochmals vor Augen geführt, wie wichtig es ist, als Live-Online-Trainer die Technik zu kennen, mit der man den Termin durchführt. Und sich bereits im Vorfeld zu überlegen, welche Methoden evtl. nicht oder nur eingeschränkt in der ausgewählten Umgebung umsetzbar sind.
Denn leider passierte es dort mehr als einmal, dass bestimmte Teilnehmer entweder die Methode nicht durchführen konnten oder durch den Einsatz der Methode zum Außenseiter wurden, weil sie z. B. keinen „Nachbarn links von sich“ hatten.
Chat einsetzen
Wenn Sie für Ihre Methode den Chat in Ihrem System nutzen, dann klären Sie vorher mindestens die folgenden Punkte.
- Steht im System überhaupt ein Chat zur Verfügung, in dem alle Teilnehmer die Beiträge aller anderen Teilnehmer lesen können? Falls das nicht der Fall ist, dann werden Sie keine Ihrer Chat-basierten Methoden einsetzen können. Und falls Sie sich wundern, ja, es gibt nach wie vor Systeme, die keine Chatfunktion für die Teilnehmer haben und von Unternehmen in Live-Online-Trainings eingesetzt werden. Beispiel: GoToWebinar (Teilnehmer haben nur einen Frage-Antwort-Bereich).
- Sehen die Teilnehmer auch Chat-Inhalte, die eingegeben wurden, bevor sie in den Raum kamen? Nicht jedes System hat einen persistenten Chat, der für den gesamten Raum gilt. Bei manchen Systemen sehen Teilnehmer die Chat-Inhalte nur ab dem Zeitpunkt ihres Eintritts in den Raum. D. h., Sie müssen Informationen für alle immer wieder neu eingeben, sobald weitere Teilnehmer hinzukommen (oder zu unterschiedlichen Zeiten aus Gruppenräumen zurückkommen). Beispiel: Zoom, hier ist der Chat persistent je Teilnehmer, nicht für den Raum.
- Können die Teilnehmer Farben für ihre Chat-Inhalte auswählen? Verzichten Sie auf Methoden, in denen die Teilnehmer ihre Chat-Beiträge mit Farben versehen, wenn dies technisch nicht möglich ist. Beispiel: Zoom, edudip next bieten keine Möglichkeit der Farbwahl.
- Können die Teilnehmer andere Teilnehmer privat anschreiben? Wenn Ihr System Teilnehmern ausschließlich erlaubt, Moderatoren bzw. Veranstalter privat anzuschreiben, dann nutzen Sie bitte keine Methoden, deren zentraler Bestandteil private Chat-Nachrichten sind. Beispiel: edudip next verfügt nicht über einen Privatchat zwischen Teilnehmern.
- Erlaubt das System, mit mehreren Chat-Fenstern zu arbeiten? Falls nicht, dann besteht z. B. keine Möglichkeit, zwei Chat-Fenster für parallele Pro- und Contra-Argumente zu einem Inhalt zu verwenden. Beispiel: Adobe Connect erlaubt mehrere Chat-Fenster parallel in einem Raum-Layout.
Webcam / Video einsetzen
In vielen Veranstaltungen – v. a. mit einer Teilnehmeranzahl von bis zu 12 Teilnehmern – werden Sie die Teilnehmer bitten, ihre Webcam zu aktivieren. Methoden, die Webcam-Videos einbeziehen, sind aber nur dann didaktisch sinnvoll, wenn wirklich alle Teilnehmer diese einschalten (können).
Klären Sie daher vorab möglichst die folgenden Punkte:
- Hat jeder Teilnehmer eine funktionierende Webcam? Oft sind Teilnehmer in den Veranstaltungen, die entweder gar keine Webcam haben, deren Webcam (z. B. von der Firmen-IT) hardwaremäßig abgeschaltet wurde oder deren Webcam aus anderen Gründen nicht funktioniert.
- Nehmen Teilnehmer aus Gegenden teil, in denen die Internetanbindung schlecht ist? Leider sind nach wie vor viele, v. a. ländliche Bereiche in Deutschland nicht ausreichend mit Internetanschlüssen versorgt, deren Bandbreite den Einsatz einer Webcam möglich machen, ohne gleichzeitig die gesamte Übertragung zum Einfrieren oder Absturz zu bringen.
- Weisen Sie Ihre Teilnehmer darauf hin, dass der Einsatz einer Webcam für bestimmte Phasen erforderlich ist. Dann können sich die Teilnehmer im Vorfeld bereits darauf einstellen und z. B. dafür sorgen, dass die erforderliche Technik auf dem eigenen Rechner funktioniert.
Checken Sie die Teilnehmer-Ansicht
Das mag seltsam klingen, ist aber unabdingbar. Wenn Sie nicht wissen, wie Ihr Trainingsraum auf dem Rechner Ihrer Teilnehmer aussieht bzw. aussehen kann, dann setzen Sie ggf. Methoden ein, die nicht durchführbar sind.
Es gibt Onlineräume, in denen die Teilnehmer die Ansicht bzw. das Arrangement der Funktionsfenster nicht, zum Teil oder komplett ändern können. Jede Software ist etwas anders, sodass Sie dies für die von Ihnen verwendete auf jeden Fall testen müssen.
Ebenso kann es sein, dass sich die Ansicht einzelner Funktionsfensters (z. B. Chat, Teilnehmerliste oder Anordnung von Webcam-Bildern) bei den Teilnehmern von der Ihren unterscheidet. Oder Teilnehmer haben die Auswahl, welche Funktionsfenster sie sichtbar machen oder wegklicken. Ganz abgesehen davon, dass Ihre Teilnehmer über bestimmte Menüpunkte gar nicht verfügen – oder diese ggf. anders formuliert/übersetzt worden sind.
Darauf sollten Sie für Ihren Methodeneinsatz z. B. auf die nachfolgenden Unterschiede zwischen Veranstalter- und der Teilnehmeransicht achten:
- Teilnehmer kann die Anordnung der Webcam-Fenster verändern: In diesem Fall können Sie keine Methoden einsetzen, die von einer bestimmten Reihenfolge der Webcam-Fenster ausgehen. Wenn Sie z. B. ein Raster von 4 x 4 Fenstern sehen, dann können diese 16 Fenster durchaus bei Ihrem Teilnehmer in 4 Spalten/Seiten von je 5 Fenstern untereinander angeordnet sein, und die nächste Spalte/Seite wird nur durch einen Klick sichtbar. Beispiel: Zoom erlaubt den Teilnehmern eine sehr individuelle Anordnung der Webcam-Fenster.
- Die Software bestimmt die Reihenfolge, in der die Webcam-Fenster angeordnet sind: In diesem Fall sind Methoden, die eine bestimmte Reihenfolge der Webcam-Fenster voraussetzen, ebenfalls obsolet. Beispiel: Zoom ordnet die Webcam-Fenster auch im Verlauf der Veranstaltung in Abhängigkeit von Sprechern neu.
- Die Software bestimmt die Reihenfolge, in der die Teilnehmernamen in der Liste angezeigt werden: Bitte verwenden Sie keine Methoden, die von einer einheitlichen Anzeige der Teilnehmerliste für alle ausgehen. Beispiele: In Zoom erscheint der eigene Eintrag immer zuoberst in der Teilnehmerliste. In edudip next werden die Teilnehmernamen in einer willkürlichen Reihenfolge aufgelistet.
- Teilnehmer können Funktionsfenster individuell aufrufen: Stellen Sie in diesem Fall sicher, dass die Teilnehmer das für Ihre Methode benötigte Fenster tatsächlich auf dem Bildschirm sehen. Fragen Sie nach oder fordern Sie auf, das Fenster aufzurufen. Nicht für jeden Teilnehmer sind z. B. anfangs nicht angezeigte Fenster sofort im Menü bzw. in der Navigation auffindbar. Beispiel: Nach dem Aufruf eines Zoom-Raums sind Teilnehmerliste und Chat-Fenster für den Teilnehmer erst einmal nicht sichtbar und müssen separat aufgerufen werden.
Berücksichtigen Sie die vorgenannten Punkte und Ihre Teilnehmer werden Ihnen danken, dass sie alle gleichermaßen Ihre Methoden mitmachen können.
Fallen Ihnen noch mehr Beispiele für unterschiedliche Darstellungen oder Funktionsumfänge in Onlineräumen ein? Dann lassen Sie mich wissen, auf was Sie gestoßen sind.